Surfbrett-Anatomie – die verschiedenen Teile eines Surfbretts & ihre Aufgaben
Surfbretter sind komplexe Konstruktionen, um die Kraft des Ozeans zu nutzen. Das Verständnis der Anatomie und Wasserdynamik (auch Fluiddynamik) eines Surfbretts ist besonders für Surfer mit mehr Erfahrung unerlässlich. Das ist nicht nur für Board-Nerds und erfahrene Surfboard-Shaper wichtig! Als Surfer solltest du ein Grundverständnis für Hydrodynamik haben. Das hilft dir, das richtige Brett für die richtigen Bedingungen auszusuchen und wenn es an der Zeit ist, dein eigenes Brett zu kaufen – mit den von dir gewünschten Eigenschaften.
In diesem Ratgeber werden die verschiedenen Bestandteile eines Surfbretts (Wellenreiters) aufgeschlüsselt und die Funktionsweise und Wirkung der einzelnen Komponenten erklärt.
Das Wichtigste in Kürze:
- Jedes Design- oder Konstruktionselement eines Surfboards erfüllt einen Zweck, der stark mit der Wasserdynamik zusammenhängt
- Das ist ein einführender Ratgeber, daher werden nicht alle, sondern die wichtigsten Designelemente vorgestellt
- Es gibt Kombinationen verschiedenen Designelemente, wie die Kombinationen verschiedener Nose- und Tail-Shapes, sowie Bottom-Konturen, um gewünschte Eigenschaften eines Boards zu erreichen.
Alle Elemente eines Surfbretts
Die Abbildung unten zeigt die verschiedenen Teile eines Surfbretts, die alle ihren eigenen Zweck erfüllen. Bspw. wird so die das Verhalten im Wasser, wie Wasserströmung unter deinem Brett, die Manövrierfähigkeit bis hin zu Geschwindigkeit und Stabilität beeinflusst. Es gibt unzählige verschieden Boardshapes, dennoch verfügen sie über alle der folgenden Teile bzw. Elemente.
- Nose
- Tail
- Rails
- Deck
- Bottom
- Outline
- Rocker
- Stringer
- Verglaste Finnen oder Finnenplugs mit abnehmbaren Finnen
- Leash-Plug und Leash
Im Folgenden werden die verschiedenen Elemente genauer erklärt.

Die Nose – verschiedene Funktionen & verschiedene Shapes
Die Form der Nose (dt. Brettspitze) deines Surfboards hat großen Einfluss, wie es sich beim Rauspaddeln ins Line-up sowie beim Paddeln in Wellen anfühlt. Form und Größe der Brettspitze bestimmen, wie sich dein Brett durch bzw. übers Wasser bewegt. Die drei gängigsten Surfboard-Nose-Shapes sind Round-Nose, Pointed-Nose und Round-Pointed-Nose. Ersteres ist besonders bei Longboards, zweiteres bei Shortboards, beliebt. Round-Pointed-Nose hingegen ist eine Kombination der beiden zuvor genannten Nose-Shapes.
In unseren Blogartikel erfährst du mehr über die verschiedenen Surfbrett-Nose-Shapes, wie die Vor- und Nachteile der einzelnen Nose-Formen.
Das Tail (Heck) – unterschiedliche Formen für Kontrolle, Wendigkeit und mehr
Im Vergleich zur Nose befindet sich das Tail nahezu immer im Wasser und hat daher einen großen Einfluss auf das Verhalten des Boards im Wasser. Außer, du machst Aerialtricks mit deinem Board. Der Begriff “Heck” wird eigentlich kaum verwendet. Auch im deutschsprachigen Raum sagen Surfern “Tail”.
Wie bei der Nose, gibt es auch bei dem Tail, verschiedene Shapes. Haben aber einen größeren Einfluss auf die Performance, u. a. Geschwindigkeit, Wendigkeit, Agilität und Drive. In der Regel sind Pin-Tails bei Surfbretter für größere Wellen, Round-Tails in der Regel bei Longboards, üblich. Allerdings gibt es weitere Tail-Shapes wie, Squash-Tail, Swallow-Tail, (Retro-)Swallow-Tail, Diamond-Tail.
Die drei gängigsten Tails im Folgenden dargestellt:

Rails (Seitenkanten) deines Surfbretts
Die Seitenkanten (engl. Rails) deines Surfboards verlaufen von der Nose bis zum Tail des Boards. Die Performance deines Boards wird stark durch die Form der Rails beeinflusst, da sie entscheidend dafür sind, wie das Board durchs Wasser gleitet.
Beim Design der Rails unterscheidet man zwischen Soft Rails und Hard Rails – dabei geht es nicht um die Härte des Materials, sondern um die Form.
- Soft Rails sind abgerundet und werden daher als “weich” bezeichnet. Sie bieten mehr Stabilität und erleichtern das Paddeln, weshalb sie besonders gut für Longboards geeignet sind.
- Hard Rails hingegen sind kantiger und schärfer geformt – sie haben also spitzere, “härtere” Kanten. Diese Bauweise sorgt für mehr Geschwindigkeit und ermöglicht schnelle Turns. Allerdings sind Hard Rails weniger fehlerverzeihend und erfordern mehr Können und Kontrolle beim Surfen.
Das Deck – der Kontaktpunkt mit deinem Board
Das Deck ist die Oberseite deines Surfbretts. Auf diesem stehst du beim Surfen, weshalb Surfwachs aufgetragen wird, um dir den notwendigen Grip (Halt) zu bieten. Eingestuft werden die vier gängigsten Typen unter:
- Step-Deck: Das “stufenartige” Deck ist im mittleren Bereich dicker, aber flach. An den Kanten, fällt es dann wie eine Stufe ab, woher auch der Name stammt.
- Flat-Deck: Eine gleichmäßige, flache Oberseite mit wenig Rundungen zu den Rails beschreibt die optischen Merkmale eines Flat-Decks.
- Dome-Deck: Das gewöhnlichste Deck ist in der Mitte am breitesten, wo es leicht gewölbt (“dome”, engl. Kuppel). Die Wölbung fällt Richtung den Rails nach außen leicht ab, wo das Brett weniger dick ist.
- Konkave-Deck: Eine spezielle Oberseitenkontur mit Reduzierung des Foams am Stringer entlang, um den Schwerpunkt des Surfers zu senken und mehr Flex im Brett zu erhalten.
Die verschiedenen Deck-Typen im Querschnitt:

Die Unterseite – Beeinflussung des Wasserflusses
Die Unterseite eines Surfboards liegt auf der Wasseroberfläche auf und wird “Bottom” genannt. Dieser Teil der deines Brettes hat maßgeblichen Einfluss, wie es sich im Wasser verhält. Denn durch die verschiedenen konkaven, konvexen oder flachen Konturen, wird der Wasserströmung auf der Unterseite beeinflusst.
Die gängigsten Konturen eines Surfbretts sind:
- Flat: sehr schnell, da kein Formwiderstand des Surfbretts.
- Vee (konvex): weniger schnell, aber manövrierfähiger (leichteres rail-to-rail surfen)
- Belly (konvex): Verdrängt mehr Wasser und bremst daher das Brett ab, bietet dafür aber Stabilität und Kontrolle.
- Single-Concave (konkave): weniger manövrierfähiger, aber sehr schnell im Wasser, da das Wasser Richtung Tail geleitet wird. Rail Grip and Security, Less moaniverbarkeit abe speed
- Double-Concave (konkave): Single-Concave mit kleinen Features des Vee, daher weniger sticky bei Turns. Leitet das Wasser ebenfalls zum Tail. Eher “looses” (dt. lockeres) Surgefühl, da das Wasser, welches über die Concaves fließt, etwas Lift erzeugt.
- Channels (konkave): Sind ähnlich wie Concaves, aber eckig und liefern mehr Halt wie eine kleine Finne.
Ein Brett besteht in der Regel aus mehreren Kombinationen von Konturen. Bspw. kann es von vorne nach hinten von einer Belly-Kontur, zu einer Double-Konkave-Kontur oder einem Vee übergehen und dann in einer flachen Kontur oder einem Vee enden.
Die Haupttypen von Bottomkonturen im Querschnitt:

Outline – die Gesamtkontur eines Boards
Die Outline besiegt sich auf die Kontur bzw. auf die Form des Brettes, die auch als Template bezeichnet wird. Bestimmt wird sie durch die Kombination der Dimensionen eines Surfboards, diese sind:
- Länge: Nicht am Stringer entlang, sondern vertikal oder horizontal gemessen. Abhängig davon, ob das Surfboard steht, bzw. von jemanden gehalten wird oder liegt.
- Breite: Gemessen an der breitesten Stellen eines Surfboards, von Rail zu Rail.
- Dicke: An der dicksten Stelle gemessen von Deck zu Bottom.
Aus den diesen Dimensionen an verschiedenen Stellen ergibt sich die Gesamtform (Shape), aus welcher sich das Volumen eines Surfbretts ergibt. Brettformen sind beispielsweise, Longboards, Shortboards, Funboards, Fish.
Rocker – die Krümmung deines Boards
Wie gekrümmt oder kurvig ein Board ist, zeigt der Rocker. Je stärker dieserer ausfällt, desto bananenförmiger ist das Board. Die Krümmung wird in Inch durch den vertikalen Abstand vom Boden, auf dem das Brett aufliegt, bis zur Brettspitze oder Tail gemessen. Dabei wird zwischen dem Nose-, dem Trail und dem Railrocker unterschieden. Der Rocker kann kurvig (heavy) oder flach (relaxed) sein.
- Flacher Rocker: In der Nose bietet ein flacher (auch relaxter) Rocker mehr Geschwindigkeit und Stabilität.
- Kurviger Rocker: Auch als “Heavy Rocker” verbessert er in der Nose die Wendigkeit und verhindert das “Eintauchen” ins Wasser bei besonders steilen Wellen.
Nose und Tail-Rocker bilden über das Rail einen Rail Line Rocker und verlaufen ineinander. Daher müssen sie für einen optimalen Wasserfluss aufeinander abgestimmt sein – sonst funktioniert das Brett nicht im Wasser.
Stringer
Meistens besteht der Stringer aus Sperrholz und befindet sich in der Mitte des Surfboards, von der Nose bis zum Tail. Der Stringer stärkt das Board und kontrolliert die Flexibilität eines Surfboards. Nicht immer ist einen Stringer in Brett verbaut! Moderne Boards aus Epoxy-Schaum oder mit Carbonfaser sind so stabil, dass sie keinen benötigen.
Besteht der Kern des Surfbretts aus Polyurethan und eine größere Oberfläche eines Brettes, flext zu viel, werden ein oder mehrere Stringer zwischen die zugeschnittenen Teile aus einem Blank aneinander geklebt.
Fest verglaste Finnen oder Finnenplugs mit abnehmbaren Finnen
Mit verglasten Finnen (Glass-on-Finnen) lassen die sich diese nicht ohne weiteres tauschen, wie bei abnehmbaren Finnen(systeme). Bevor es abnehmbare Finnen gab, wurde Finnen immer ans Board laminiert. Finnen sind wie das Lenkrad eines Autos für das Surfboard.
Hast du ein Brett mit abnehmbarem Finnensystem, sind Finnenplugs bzw. Finnenboxen in deinem Board verbaut, in die die Finnen geführt und befestigt werden.
Die klassische Variante Glass-on-Finnen sind zwar nicht sehr praktisch und mit dem Brett viel zu reisen, sind aber sehr stabil. Wohingegen abnehmbaren Finnenesystem wie Future Fins und FCS mehr Flexibilität bei deinem Surftrip liefern. Welches das beste Finnensystem ist, hängt von deinen Präferenzen ab.
Leash-Plug und Leash
Das Leash-Plug wird am Tail des Boards in das Brett laminiert. Bei Big-Wave-Brettern, werden durch die enorme Krafteinwirkung häufig zwei Leash-Plugs verbaut. Verbunden wird die Leash mit deinem Brett über ein Leashbändchen, was die Kraft verteilt und Risse am Brett vorbeugt. Das andere Ende der Leash wird über einen Klettverschluss am Knöchel befestigt.
Durch die Leash bleibt das Baord nach einem Sturz ins Wasser in deiner Nähe, so kannst du schnell wieder ins Line-up zurückpaddeln. Außerdem wird niemand durch ein herumfliegendes Brett verletzt.
In der Geschichte des Surfens haben schon die Polynesier ein Seil zu Sicherung des Surfbretts genutzt. Damals wurde ein Seil um die Hüfte gebunden – nicht selten gab es Verletztung. So wie wir die Leash heute kennen wurde sie in den 70er Jahren akzeptiert. Vielen Core-Surfer war das Surferlebnis mit Leash nicht pur genug, denn nach einem Fehler oder Wipeout mussten man sein verlorenes Board, meist am Strand wieder holen und zurück ins Line-up paddeln.