Eddie Aikau Big Wave Invitational – der bedeutungsvollste Surfcontest der Welt

Kein anderer Surfcontest steht so sehr für Mut, Respekt und hawaiianischen Spirit wie der Eddie Aikau Big Wave Invitational (kurz Eddie oder “The Eddie”). Es ist mehr als nur ein Wettkampf – es ist eine Hommage an einen der größten Watermen aller Zeiten und das wohl prestigeträchtigste Event im Surfsport überhaupt. Warum der Eddie so besonders ist und was die 20-Fuß-Regel damit zu tun hat, erfährst du hier!

Das Wichtigste in Kürze:

  • Eine Qualifikation durch Rankings oder Punkte ist nicht möglich, entweder man wird eingeladen oder nicht
  • “The Eddie” findet nur bei einem Swell von 20 Fuß statt – das Meer entscheidet, nicht der Veranstalter
  • Eddie Would Go“ – sinnbildlich Leitmotiv für Eddies Mut, dorthin zu gehen, wo andere umdrehen.

Die Entstehung des Eddie – eine Hommage an Eddie Aikau

Eddie Aikau war mehr als ein Surfer. Er war Lifeguard, Waterman und Symbol des Aloha-Spirits. Als Waimeas erster Rettungsschwimmer rettete er in den 1970ern Dutzende Leben in Wellen, in denen sonst niemand hinauspaddelte. Sein Mut und sein tragischer Tod 1978 bei der legendären Hokule’a (haw. Hōkūllʻa)-Expedition – machten ihn zur Legende.

1984 initiierte die Aikau-Familie gemeinsam mit Quiksilver den Wettbewerb, um Eddies Vermächtnis zu ehren. Der Event sollte kein gewöhnlicher Contest sein, sondern eine spirituelle Hommage an Eddies Lebensphilosophie – und an die Power von Waimea Bay, wo er unzählige Stunden im Wasser verbrachte. Der Contest trägt seinen Namen, weil er das verkörpert, was Eddie ausmachte: Hingabe, Mut und die Bereitschaft, dorthin zu gehen, wo andere nicht hingehen würden. Daraus entstand auch das berühmte Motto: „Eddie Would Go“ – ein Satz, der bis heute in der Big Wave Surfkultur tief verwurzelt ist.

Was den Eddie Aikau Big Wave Invitational so besonders macht

Zum Eddie eingeladen zu werden, ist die größte Ehre, die einem Surfer zugeteilt werden kann. Der Eddie Aikau Big Wave Invitational ist kein Contest wie jeder andere!
Er ist eine Mischung aus Wettkampf, Tradition und tiefem Respekt vor dem Ozean.

Nur rund 40 Surfer weltweit erhalten eine Einladung, durch Abstimmung von Surferkollegen und der Aikau-Familie bzw. von der Eddie Aikau Foundation. Hier zählt kein Ranking, kein Sponsorendruck – sondern Respekt, Haltung und Erfahrung. Eine direkte Qualifikationsmöglichkeit gibt es nicht.

Der Eddie wird nur ausgetragen, wenn ein Swell mit mindestens 20 Fuß, (hawaiianisch, ≈ 40 Fuß Faces) anrollt. Für solche Surfbedingungen sind nicht nur hohe Wellen, sondern auch eine lange Wellenperiode notwendig. Daher wurde der Eddie Aikau Big Wave Invitational seit 1978 bisher nur elf Mal ausgetragen – oft fehlt die entsprechende Größe des Swells oder die Bedingungen sind zu gefährlich.

Auch der Austragungsort Waimea Bay (O’ahu, Hawaii) hat eine wichtige Bedeutung beim Eddie. Zum einen arbeitete und bewältigte Eddie Aikau hier viele Rettungen als Lebensschwimmer, zum anderen gilt die Waimea Bay als Geburtsstunde des Big-Wave-Surfings. Erstmals wurde die Riesenwelle 1957 gesurft. Es braucht etwa 10 Jahre nach der Entdeckung dieser Wellen von 30 bis 50 Fuß, dass diese surfbar sind. Außerdem war Waimea Bay Eddie’s Lieblingssurfspot.

Ablauf des Eddies –”The Bay Calls the day”

Zwar ist der Eddie Aikau Big Wave Invitational kein klassischer Surfcontest, unterliegt aber ähnlichen Abläufen wie ein normaler Surf Comp.

  1. Einladungen & Alternates: Nur rund 40 Surfern weltweit erhalten eine Einladung, mit weiteren 20 Alternates. Während der “Holding Period” (Dezember bis März) müssen Teilnehmer bereit sein. Alternates dürfen einspringen, falls eingeladene Teilnehmer verhindert sind oder nicht rechtzeitig auf Oʻahu ankommen.
  2. The Bay Calls the Day” – das Startsignal bei “sicheren” Bedingungen und +40 Fuß Faces innerhalb der Holding Period. Jetzt haben die Teilnehmer 24 bis 48 Stunden für die Anreise, wer noch nicht vor Ort ist.
  3. Eröffnungszeremonie: Alle Teilnehmer ehren bei einem Paddle-Out den Rettungsschwimmer und Surfer Edde Aikau sowie Jersey Vergabe.
  4. Wettkampf: Innerhalb eines Tages findet der Contest mit Nonstop-Heatsurfing statt. Gesurft wird in zwei Runden (Heats) in denen jeder Surfer:in mehrere Wellen surfen kann. Die besten vier Scores fließen in die Gesamtwertung ein, die sich aus der gesurften Wellegröße, Commitment und Style beim Surfen ergibt.
  5. Siegerehrung: Bei der meist emotionalen Siegerehrung werden Trophäen und Preisgelder symbolisch überreicht.

Das Preisgeld von 50.000 US-Dollar hat symbolischen Charakter, da es nicht die Hauptmotivation sein soll. Zum Vergleich: Bei einem Event der Championship Tour der WSL liegt das Preisgeld bei 80.000 US-Dollar.

Historische Momente

Der Eddie hat über die Jahrzehnte unvergessliche Momente hervorgebracht, die in die Surf-Geschichte eingegangen sind:

  • Ein Jahr nach der ersten Austragung gewann Clyde Aikau, Eddies Bruder den Contest 1986.
  • Damaliger sechsfacher Weltmeister Kelly Slater (heute 11 Weiltmeistertitel) sorgte mit dem Sieg beim Eddie 2002 für einen historischen Moment
  • 2009 zeigt Greg Long einer der besten Big-Wave-Performance und festigte seinen Ruf als einer der komplettesten Big-Wave-Surfer seiner Generation.
  • 2016 wurde erstmals eine Surferin eingeladen. Andrea Moller zeigte mit ihrer Performance, dass Commitment, Courage und Skills kein Geschlecht haben. Seitdem sind Frauen regelmäßig im Line-up.
  • Mit nur 23 Jahren gewann John John Florence vom North Shore den Eddie mit einer beeindruckenden Performance – ein Heimsieg, der die neue Generation des Big-Wave-Surfings feierte.
  • Surflegende Kelly Slater und Eddie-Gewinner 2002 entschied am Morgen des Contests, bei den größten Bedingungen, die Waimea Bay je für den Eddie gesehen hatte, nicht zu surfen. Er sagte “Ich hatte heute einfach nicht das richtige Gefühl”, unterschied sich dafür mentale Stärke vor Ego zu priorisieren. Chris Owens ein langjährigen North Shore Rettungsschwimmer ist für ihn eingesprungen, der noch nie am Eddie teilgenommen hatte.
  • Ungesponserter, lokaler Rettungsschwimmer Luke Shepardson setzte sich 2023 gegen die besten Big Wave und Professional Surfers seiner Generation durch. Während des Contest war er im Dienst und konnte nur teilnehmen, weil ein Kollege währende seinen Heats für in eingesprungen ist. Im Interview nach der Siegerehrung erzählt der eingeladene Alternate, er müsse jetzt erstmal wieder auf den Rettungsschwimmer-Turm, seine Schicht beenden.
  • Landon Mcnamara surfte eine perfekte Welle – 50 Punkte (Höchstpunktzahl) gab es dafür und sprach von einer spirituellen Begegnung mit einer Schildkröte, dir er bei beiden Heats gefolgt ist.

Bisherige Eddie Aikau invitational Gewinner

Das sind die Gewinner der bisherigen Eddie Aikau Invitationals:

Jahr
Austragung
Gewinner
Alter des Gewinners
1
1985
Denton Miyamura
24
2
1986
Clyde Aikau
30
3
1990
Keone Downing
36
4
1999
Noah Johnson
25
5
2001
Ross Clarke-Jones
34
6
2002
Kelly Slater
29
7
2004
Bruce Irons
25
8
2009
Greg Long
25
9
2016
John John Florence
23
10
2023
Luke Shepardson
27
11
2024
Landon McNamara
28

Bislang gibt es keinen eindeutigen GOAT (Greatest Of All Time) im Big-Wave-Surfen, wie Kelly Slater im normalen Wellenreiten. Gewinnt jedoch ein Big-Wave-Surfer zum ersten Mal in der Geschichte des Eddies, den Contest zum zweiten Male, könnte sich das ändern. Bislang ist John John Florence mit 23 Jahren der jüngste Gewinner.

Eddie 2025 - 2026 – Einladungsliste und Alternates

Der Eddie 2025 bis 2026 findet zwischen Dezember 2025 und März 2025 statt. Das Startsignale “The Bay calls the Day” wird ertönen, sofern die passenden Bedingungen in der Holding Period herrschen.

2025 - 2026 Invitees

Für den kommende Eddie Contest sind folgenden Athleten eingeladen.
Name
Herkunft
Aaron Gold
Oʻahu, Hawaii
Annie Reickert
Oʻahu, Hawaii
Bianca Valenti
Kalifornien
Billy Kemper
Oʻahu, Hawaii
Chad Keaulana
Oʻahu, Hawaii
Eala Stewart
Oʻahu, Hawaii
Eli Olson
Oʻahu, Hawaii
Emily Erickson
Oʻahu, Hawaii
Ezekiel Lau
Oʻahu, Hawaii
Grant Twiggy Bake
Südafrika
Ha'a Aikau
Oʻahu, Hawaii
Jake Maki
Oʻahu, Hawaii
Jamie Mitchell
Australien / Hawaii
Jamie O’Brien
Oʻahu, Hawaii
Joey Cadiz
Oʻahu, Hawaii
John John Florence (Sieger 2016)
Oʻahu, Hawaii
Justine Dupont
Frankreich
Kai Lenny
Maui, Hawaii
Kelly Slater (Gewinner 2002)
Florida
Koa Rothman
Oʻahu, Hawaii
Landon McNamara (Gewinner 2024)
Oʻahu, Hawaii
Lucas “Chumbo” Chianca
Brasilien
Luke Shepardson (Gewinner 2023)
Oʻahu, Hawaii
Makua Rothman
Oʻahu, Hawaii
Mark Healey
Oʻahu, Hawaii
Mason Ho
Oʻahu, Hawaii
Matahi Drollet
Oʻahu, Hawaii
Nathan Florence
Oʻahu, Hawaii
Nic von Rupp
Portugal
Ross Clarke-Jones (Sieger 2001)
Australien
Russell Bierke
Australien
Torrey Meister
Maui, Hawaii

2025 - 2026 Alternates

Folgende Alternates haben die Möglichkeit am Eddie teilnehmen, wenn Inveitess absagen oder ausfallen:

Name
Herkunft
Männer
Cliff Kapono
Hawaiʻi, Hawaii
Mikey O’Shaughnessy
Oʻahu, Hawaii
Isamu Sumi
Japan
Tom Lowe
England
Kaiwi Berry
Oʻahu, Hawaii
Ty Simpson-Kane
Maui, Hawaii
Michael “Mitch” Sanborn
Oʻahu, Hawaii
Kala Grace
Oʻahu, Hawaii
Albee Layer
Maui, Hawaii
Tiger Doerner
Oʻahu, Hawaii
Ian Walsh
Maui, Hawaii
Othmane Choufani
Marokko
Tyler Larronde
Maui, Hawaii
Taio Shipman
Oʻahu, Hawaii
Jojo Roper
Kalifornien
Koa Smith
Oʻahu, Hawaii
Francisco Porcella
Italien / Hawaii
Matt Bromley
Südafrika
Shinpei Horiguchi
Hawaii / Japan
Kona Oliveira
Oʻahu, Hawaii
Wilem Banks
Kalifornien
Barron Mamiya
Oʻahu, Hawaii
Frauen
Anne Dos Santos
Brasilien
Paige Alms
Maui, Hawaii
Laura Enever
Australien
Makani Adric
Oʻahu, Hawaii
Tiare Lawrence
Maui, Hawaii
Zoe Chait
Kalifornien

“The Eddie” – heute und Ausblick

Mit der Austragung des Eddie’s kommen Herausforderung und Chancen für Veranstalter sowie Teilnehmer:

Eddie Aikau Foundation x Rip Curl

Seit 2024 ist Rip Curl der Hauptsponsor des Events – eine Partnerschaft, die dem Contest finanzielle Stabilität gibt. Ob darunter die Integrität des Eddies gefährdet ist, wird sich zeigen. Tradition und Respekt vor dem Ozean scheinen kaum geteilten Werte auf den ersten Blick. Das kapitalistische Mode- und Surfunternehmen ist viel mehr auf Gewinnmaximierung, als Umweltfreundlichkeit aus. Wobei es bei Rip Curl 2024 ein CEO-Wechsel gab. Wie erfolgreich die Partnerschaft für die Eddie Aikau Foundation laufen wird, wird sich zeigen. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Klimawandel

Der Klimawandel verändert den Nordpazifik: Extremwetterereignisse nehmen zu und Swell-Muster werden unberechenbarer. Ob, die 20-Fuß-Bedingung in Zukunft häufiger oder seltener erreicht wird, ist offen.

Besucher

Im Jahr 2024 kamen geschätzt rund 50.000 Zuschauer zur Waimea Bay. Logistisch und sicherheitstechnisch große Herausforderungen für Veranstalter und Behörden. Sicherheitskonzepte werden stetig verbessert, um gefährliche Situation von Teilnehmer im Wasser und Zuschauern an Land zu vermeiden.

Herausforderungen für die Teilnehmer

Die psychische Belastung der Teilnehme ist enorm: Für die Athleten ist die Teilnahme am „Eddie“ der ultimative Test. Sie müssen während der mehrmonatigen Wartezeit ständig bereit sein, um sich den potenziell tödlichsten Wellen zu stellen.

Verletzungen sind keine Seltenheit! Wellen mit 40-Fuß Faces ziehen Surfer:innen bei einem Wipeout (Sturz ins Wasser) circa 10 Meter in die Tiefe gerissen und werden so 20 bis 30 Sekunden unter Wasser gehalten. In extremen Fällen wie bei Multi-Wave-Hold-Down kann es deutlich länger sein. Um den Extrembedingungen standzuhalten, bereiten sich die meisten Surfer jahrelang für Big-Wave-Contests vor. Einige Surfer trainiere intensiv mit Apneo, um mit Atemübungen die Lunge zu trainiere sowie unter was ruhiger zu bleiben, um den Sauerstoffverbrauch zu reduzieren.

Um einen lebensbedrohlichen Wipeout einer Big Wave zu überleben, sollte man die Beine anziehen, ruhig bleiben, seinen Kopf mit den Armen schützen und den Atem kontrollieren. In letzter Instanz kann man die Aufblasbare-Weste auslösen, um so leichter an die Wasseroberfläche zu gelangen.

Wie kann man den Eddie Aikau Invitational anschauen?

Wenn „The Bay Calls the Day“, überträgt Rip Curl das Event live via
YouTube-Stream. Lokale TV-Sender in Hawaii übertragen das Event ebenfalls, wer nicht die Möglichkeit hat es vor Ort mit eigenen Augen zu sehen.